Aus dem Bocholter-Borkener Volksblatt vom 28. Dezember 2019
Bocholt – Wenn sich das Jahr dem Ende neigt und es wieder ruhiger und besinnlicher wird, stehen für Norbert Stevens und viele seiner Kollegen vom Bocholter Großhandel Elsinghorst zwei stressige Tage an. Denn dann wird die jährliche Inventur fällig. Von der kleinsten Schraube bis zum meterlangen Stahlträger muss dabei jede Ware, die im Besitz der Firma ist, gezählt, vermessen oder gewogen werden.
„Körperliche Bestandsaufnahme“ heißt der Vorgang im Handelsrecht, und der ist laut Deutschem Handelsgesetz vorgeschrieben.
Für Großunternehmen wie Elsinghorst bedeutet das eine Menge Arbeit. „Wir haben über 40.000 Artikel im Lager und im Fachmarkt“, sagt Stevens. Und darunter seien Artikel, deren Stückwert so gering sei, dass sie nach Gewicht verkauft würden. Hinzu kommen weitere 5000 Artikel aus dem Stahlhandel. Insgesamt also über 45.000 Waren, die erfasst werden müssen. Und das gründlich. Sämtliche Artikel verteilen sich laut Stevens auf etwa 25 Lagerorte, darunter vier Standorte in Bocholt und Filialen in Emmerich, Vreden und Voerde. Ein aufwendiger Prozess, an dem über 150 Mitarbeiter beteiligt werden. Die werden in Zählteams gruppiert, allein 80 Mitarbeiter sind für die Inventur im technischen Handel zuständig. „Im Grunde beginnt die Planung der nächsten Inventur bereits im Januar“, sagt Stevens.
„Uns ist das Thema sehr wichtig“, fügt Annick vom Kolke hinzu. Auch sie ist Prokuristin und im Unternehmen unter anderem fürs Marketing zuständig. „Wir führen mit unseren Mitarbeitern regelmäßig Inventurtrainings durch“, sagt sie. Darin lernen die Angestellten und Auszubildenden in mehreren Schritten, wie eine korrekte Inventur abläuft und worauf sie dabei achten müssen – und das nicht nur in der Theorie.
Die Trainings sehen auch einen Praxisteil vor, in dem die Angestellten bei Waren fehlerhafte Daten erkennen müssen. „Da haben wir ein paar Fallen eingebaut“, sagt vom Kolke. So muss bei der Inventur der Waren beispielsweise auch auf Verfallsdaten geachtet werden. Das sei im Stahlhandel natürlich weniger relevant, spiele aber bei Produkten aus dem Fachmarkt, die chemische Komponenten enthalten, eine Rolle.
Am Tag vor der eigentlichen Inventur, die von einem Wirtschaftsprüfer begleitet wird, schließt das Geschäft am Mühlenweg früher. „Wir sind dann eineinhalb Tage offlline“, sagt Stevens. Im Anschluss an die Zählung werde EDV-gestützt der tatsächliche Warenbestand mit dem Soll abgeglichen, um mögliche Fehler der Inventur zu erkennen. Das sei wichtig, schließlich müssen die Werte stimmen, wenn dann im März der Wirtschaftsprüfer den Jahresabschluss des Unternehmens kontrolliere.
Bis 2021 soll die Inventur bei Elsinghorst deutlich simpler vonstattengehen. Dafür will das Unternehmen auf eine permanente Inventur umstellen. Das bedeutet, dass die Warenbestände durch technische Maßnahmen fortlaufend ermittelt werden. Mit den Vorbereitungen dafür habe man bereits begonnen, sagt Annick vom Kolke.